Eine fremde Sprache entdecken
Übung macht den Meister.
DR of the Congo, Middle Africa
Eine Geschichte von Salum Ndezi. Übersetzt von Serap Güngör
Veröffentlicht am March 14, 2021.
Diese Geschichte ist auch verfügbar in
Ich steckte in Schwierigkeiten. Ich hatte kein Geld mehr für das Schulgeld in Ruanda und war dabei das Land in fünfzehn Tagen zu verlassen, um in meine Heimatstadt in der Demokratischen Republik Kongo zurückzukehren.
Vor meiner Rückreise ging ich in die Universität, um das Wi-Fi zu nutzen. Als ich in der Bibliothek war, kam ein junger Mann und fragte mich nach dem Passwort. Ich gab es ihm und er setzte sich neben mich. Innerhalb weniger Minuten rief mein Vater an. Da ich mich in der Bibliothek befand, senkte ich meine Stimme und wir sprachen in Swahili. Nachdem Anruf kam der junge Mann, dem ich das Passwort gegeben hatte, zu mir und sagte: „Jambo kaka“, ein Gruß auf Swahili.
Er und ich, wir waren beide Migranten. Das war der Beginn unserer Freundschaft.
“Ich hörte dich am Telefon auf Swahili sprechen. Ich bin aus Burundi,” sagte er. Wir verließen die Bibliothek und hatten ein langes Gespräch miteinander. Ich war so glücklich endlich jemanden gefunden zu haben, der Swahili sprach, höchstwahrscheinlich weil ich mich endlich frei in meiner Muttersprache ausdrücken konnte. Er und ich, wir waren beide Migranten. Das war der Beginn unserer Freundschaft. Nach diesem Tag besuchten wir uns regelmäßig in unseren Wohnungen. Später erzählte er mir, dass er als Französischlehrer in der Grundschule Unterricht gab. Diese Information weckte mein Interesse, da ich Französisch in der Sekundarstufe gelernt hatte, was mich als Grundschullehrer qualifizierte. Ich wusste nicht, dass Französisch in Ruanda auch auf der Grundschulstufe unterrichtet wurde. Denn 2009 hatte Ruanda die offizielle Sprache von Französisch auf Englisch gewechselt und war ein anglophones Land geworden. Ich wusste nur, dass Französisch als Fach in der Sekundarstufe unterrichtet wurde. Mein neuer Freund gab mir die Details über den Job.
Meine Gefühle schwankten zwischen Freude und Zweifel. „Ja, ich bin Lehrer, aber ich habe, abgesehen von einem einmonatigen Praktikum für mein Abschluss in der Sekundarstufe, nie Unterricht gegeben. Ich habe keine Erfahrung als Lehrer. Aber ich muss es probieren. Es ist ok, wenn ich scheiter, “ sagte ich zu mir. Zurück in meinem Zimmer verbrachte ich die ganze Nacht damit, mein Lebenslauf auszuarbeiten, um mich an den Schulen in der Nähe zu bewerben. Am nächsten Tag ging ich zu den Schulen und bewarb mich als Französischlehrer. Aber ich war besorgt, denn in Afrika musst du, bevor du dich irgendwo bewirbst, eine der folgenden drei Personen im Bekanntenkreis haben: ein Familienmitglied oder ein Freund, der am gleichen Arbeitsplatz arbeitet, wo du dich beworben hast oder eine Person, die gute Beziehungen zum Vorgesetzten hat.
“Es ist ok zu scheitern,“ sagte ich zu mir.
Aber all das entmutigte mich nicht. Ich betete zu Gott. Fünf Tage später hatte ich den Job! Ich war extrem glücklich. Stell dir vor, du bewirbst dich als Migrant nur ein einziges Mal und bekommst den Job ohne Erfahrung oder Beziehungen. Das ist nicht normal. Das ist ein Wunder. In wenigen Sekunden verwandelten sich meine Sorgen in Freude. Ich begann ein neues, unabhängiges Leben. Ich plante nun für meine Zukunft. Ich war in der Lage sowohl meine Miete, mein Essen und andere Ausgaben zu zahlen, als auch meinen Eltern und meiner Familie zu helfen. Am Wochenende verbringe ich meine Zeit mit meinem Migrantenfreund. Ich bin sehr glücklich darüber, Französisch zu unterrichten. Unterrichten hilft mir meine Französischkenntnisse zu verbessern, weil ich jeden Tag übe. Wie man im Französischen sagt: “La pratique est l’art des sciences.” [1]
[1] “Übung macht den Meister.”
Was macht diese Geschichte mit dir?
Follow-up
Do you have any questions after reading this story? Do you want to follow-up on what you've just read? Get in touch with our team to learn more! Send an email to [email protected].
Unterhalte Dich über diese Geschichte
Please enable cookies to view the comments powered by Disqus.
Subscribe
Melde Dich an für unseren monatlichen Newsletter und bleibe up-to-date mit neuen Geschichten auf Correspondents of the World.
Mehr Geschichten auf Deutsch
Tags
Erkunde andere Themen
Mach mit
At Correspondents of the World, we want to contribute to a better understanding of one another in a world that seems to get smaller by the day - but somehow neglects to bring people closer together as well. We think that one of the most frequent reasons for misunderstanding and unnecessarily heated debates is that we don't really understand how each of us is affected differently by global issues.
Unser Ziel ist es, dies zu verbessern - und zwar mit jeder Geschichte, die wir teilen.
Community Weltweit
Correspondents of the World is not just this website, but also a great community of people from all over the world. While face-to-face meetings are difficult at the moment, our Facebook Community Group is THE place to be to meet other people invested in Correspondents of the World. We are currently running a series of online-tea talks to get to know each other better.