Meine Beziehung zu Wasser, Schnee und Trockenheit

Die Uhr tickt, und wir müssen alles in unseren Kräften Stehende tun, um das Wasser zu retten - die Quelle des Lebens.
Iran, Western Asia

Eine Geschichte von Mani Nouri. Übersetzt von Veronica Burgstaller
Veröffentlicht am January 26, 2020.

Diese Geschichte ist auch verfügbar in GB ar cn it kr



Ich bin Iraner, der kürzlich das Studium in Montreal abgeschlossen hat. In Montreal schneit es stark im Winter, was mich sowohl ärgert als auch nostalgisch macht. Jedes Mal, wenn ich auf dem Weg zur Universität Schwierigkeiten habe durch den halben Meter Schnee zu fahren, kommen Gedanken an meine Kindheit in Teheran, der Hauptstadt des Iran, auf, wo ich einen Großteil meines Lebens verbracht habe. Ich denke an jene Nächte zurück, in denen ich mich nervös auf eine Prüfung für den nächsten Tag vorbereitete. Während ich in meinem Zimmer studierte und aus dem Fenster schaute, fielen plötzlich dicke Schneeflocken nieder wie kleine Engel. Wie alle anderen Schüler starrte ich auf den Fernseher und wartete aufgeregt auf die Nachricht, dass die Schulen wegen des starken Schnees geschlossen werden sollten.

Ich bedaure die neue Generation, die diese aufregenden Nächte nicht erlebt hat. Heutzutage hat der Smog in Teheran den schönen weißen Schnee ersetzt und zur Schulschließung geführt. Die Luftverschmutzung im Winter wandert wie ein Geist über Teherans Wolkenkratzer und kann tagelang zur Schließung der Schule führen, entweder weil sie der Gesundheit schadet oder um den Verkehr zu reduzieren.[1]

Seitdem habe ich gelernt, dass Schnee viel mehr bedeutet, als die Schulschließung. Noch wichtiger ist, dass Schnee die Essenz des Lebens liefert: Wasser. Dies gilt insbesondere für die Landwirtschaft im Iran, die auf geschmolzenen Schnee aus den Bergen angewiesen ist, um riesige Felder im trockenen Sommer zu bewässern. Im Iran fallen die meisten Niederschläge in der kalten Jahreszeit, die für die Landwirte fruchtlos ist, da die landwirtschaftlichen Aktivitäten im Winter minimal sind und sie in dieser Jahreszeit nicht viele Pflanzen anbauen können. Was machen sie also?

Wenn die warme Jahreszeit beginnt und die Niederschläge abnehmen, steigt der Wasserbedarf der Landwirte. Hier kommt der süße schmelzende Schnee zur Rettung durch die Bildung von kleinen Bächlen, die zu den Feldern fließen. Wichtig ist, dass der schmelzende Schnee tief in die Erde sickert und unterirdische Wasserreservoirs bildet, was Tausende, wenn nicht Millionen Jahre dauert. Sie sind ein Schatz für die Bauern, ein Schatz für die Bewässerung ihrer Felder.

Dieser Schatz ist jedoch keineswegs unbegrenzt, wenn man ihn nicht wie einen behandelt. In Isfahan, der Kulturhauptstadt des Iran, zu der ich oft gehe, um meine Familie zu besuchen, verleiht der Zayandeh-Rud-Fluss (was Lebensspender bedeutet) der Stadt im Sommer nicht mehr ihre vibrante Atmosphere. Ein Teil des Wassers wird in die Provinz Yazd im Südosten von Isfahan geleitet, um die Reisfelder mitten in der Wüste zu bewässern!

Es ist so unhaltbar wie es sich anhört: Hier werden wasserintensive Produkte wie Reis und Wassermelone angebaut, da die iranische Regierung die landwirtschaftliche Selbstversorgung anstreben will. Aber nicht nur das: Wir produzieren derzeit genug Überschuss, um diese Produkte sogar zu exportieren. Kommt dies jedoch zusammen mit altmodischen Methoden der Bewässerung und einer nachlässigen Errichtung des Damms, kann man sich bereits vorstellen, dass die Kosten viel höher sind, als die fragile iranische Ökologie es tragen kann.[2]

Das schwerwiegende Problem ist, dass sich viele Menschen dieser Umweltprobleme nicht bewusst sind, und schlimmer noch, die Regierung selbst anscheinend noch weniger. Umweltprobleme sind für die heutige Gesellschaft einfach zu normal, aber sie sind alles andere als normal. Tatsächlich zeigen neue Berichte, dass ein Viertel der Weltbevölkerung mit einer schweren Wasserkrise konfrontiert ist![3] Dem Iran und anderen Ländern scheint dies jedoch gleichgültig zu sein, und die Lösung zu diesen Wasserprobleme werden der Natur überlassen.

Die Uhr tickt, und wir müssen alles in unseren Kräften stehende tun, um das Wasser zu retten - die Quelle des Lebens. In diesem Kampf sollten sich alle Länder gegenseitig unterstützen, da die Umweltfolgen früher oder später den gesamten Planeten zerstören werden. Tatsache ist, dass es keinen anderen Ort gibt zu dem wir hinrennen können, als unseren blauen Planeten. Warum ändern wir also von heute nicht unsere Wasserverbrauchsgewohnheiten?


Fußnoten

[1] Möchtest du mehr über Luftverschmutzung in anderen Ländern lesen? Dann schau dir Anna's Geschichte über Luftverschmutzung in Uganda an: https://correspondentsoftheworld.com/story.php?story=air-pollution-in-kampala-uganda-2

[2] Madani, Kaveh, Amir AghaKouchak, und Ali Mirchi. "Iran’s socio-economic drought: challenges of a water-bankrupt nation." Iranian studies 49, no. 6 (2016): 997-1016. http://amir.eng.uci.edu/publications/16_IR_Socio_Economic_Drought.pdf

[3] Sengupta, Somini Sengupta, und Weiyi Cai. "A Quarter of Humanity Faces Looming Water Crises." The New York Times. Last modified August 6, 2019. https://www.nytimes.com/interactive/2019/08/06/climate/world-water-stress.html.


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Mani Nouri

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I'm a 26-years old, recent graduate from Iran, with a Master's degree from political science from Concordia, Canada. A writer by the day and reader at night. Let's talk about life!

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