Gedanken über die Migration
Über meine schönen Kindheitserinnerungen hinaus ging ich als Erwachsener nach Syrien, um mein Recht auf Bewegungsfreiheit auszuüben.
Eine Geschichte von Kamelia Khalil. Übersetzt von Veronica Burgstaller
Syrian Arab Republic, Western Asia
Veröffentlicht am 26. Juli 2020
Lesedauer: 3 Minuten 30 Sekunden.
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Ich bin ein Kind aus einer gemischten Ehe - meine Mutter ist Bulgarin und mein Vater Syrer. Ich wurde in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, geboren. Derzeit arbeite ich als Englischlehrerin in Damaskus, Syrien. Die Menschen sind oft schockiert, wenn sie hören, dass ich nach Syrien ausgewandert bin, wo doch so viele Menschen aus Syrien abwandern. Syrien wird von den Medien und Politikern weithin als einer der gefährlichsten Orte der Welt dargestellt. Es stimmt zwar sicherlich, dass viele Syrer in den letzten Jahren immense Schwierigkeiten hatten, aber ich sehe das Leben in Syrien in etwa so, wie es meine europäischen Freunde sehen, wenn sie in Amerika arbeiten oder studieren: Ich suche neue Möglichkeiten, neue Verbindungen, neue Gesichte der Schönheit der Menschheit. Ich sehe in Syrien mehr als den gefährlichen Ort, wie es in den Medien und der Politik dargestellt wird.
Zugegeben, es hat mich angezogen, in Syrien zu wohnen, weil mein Vater Syrer ist. Wie ich bereits erwähnte, wurde ich in Sofia, Bulgarien, geboren. Ich habe meine gesamte Schulzeit in Sofia verbracht, und ich habe dort gute Freunde und Erinnerungen. Zu meiner Kindheit gehörten auch jährliche Sommerbesuche in Syrien, wo die Eltern meines Vaters wohnen. Diese Sommerferien waren voller Freude und Lachen: Mein Bruder und ich fühlten uns frei und verbrachten unsere ganze Zeit draußen und spielten mit den Nachbarskindern. Doch über meine schönen Kindheitserinnerungen hinaus ging ich als Erwachsener nach Syrien, um mein Recht auf Bewegungsfreiheit auszuüben. Ich habe das Recht, innerhalb eines Landes zu reisen, das Recht, jedes Land zu verlassen, und das Recht, in ein Land einzureisen, dessen Staatsbürger ich bin. Ich nehme also mein Recht wahr und demonstriere, dass dieses Recht für alle Menschen überall zugänglich sein sollte.
Viele meiner Freunde aus europäischen Ländern machen von ihrem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch! Sie wandern nach Amerika aus, um Bildungsmöglichkeiten und bessere Arbeitsplätze zu erhalten. Sie reisen nach Südostasien und Afrika, um die Schönheit der verschiedenen Kulturen zu sehen. Heutzutage gibt es sogar Touristen in Syrien, die mit aufrichtiger Neugier durch die Straßen von Damaskus streifen, um zu sehen, was in einem Land, das 10 Jahre Krieg überlebt hat, geschehen ist. Im Übrigen genießen die Bürger der Europäischen Union eine der größten Freizügigkeitsrechte der Welt, da sie die Möglichkeit haben, Grenzen auf dem ganzen Kontinent zu überschreiten (zumindest bis COVID alles geschlossen hat). Dennoch verwehren dieselben Europäer (und Kanadier und Amerikaner) mit leistungsfähigen Pässen den Zugang zu ihren Ländern, den sie im Rest der Welt genießen.
Niemand von uns sollte vergessen, dass es Migration schon so lange gibt, seit Menschen die Erde bewohnen. Obwohl jeder seine eigenen Gründe hat zu migrieren, sind die Ergebnisse oft die gleichen: neue Erfahrungen, neue Beziehungen, neue Herausforderungen und neue Visionen. In diesem Moment, in dem das Recht auf Migration weltweit zu einem heißen Thema geworden ist, ist es an der Zeit, einen neuen Diskurs zu schaffen. Migration sollte nicht als ein Recht der einen oder eine Bedrohung für andere angesehen werden, sondern vielmehr als immanent zu der menschlichen Erfahrung.
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